Der O.T.O. unter Germer
Crowley starb am 1. Dez. 1947, und Karl Germer wurde in Übereinstimmung mit seinen Wünschen O.H.O. des O.T.O., dem er von Ende 1947 bis zu einem Tode im Jahr 1962 diente. Die Agapé Loge im südlichen Kalifornien war bis 1949 aktiv, nach welchem Jahr die Loge keine regelmäßigen Zusammenkünfte mehr abhielt. Die Aufzeichnungen der Agapé Loge, die Sitzungsprotokolle, mit Anmerkungen versehene Kopien der Rituale, Listen der Mitglieder und ihrer jeweiligen Grade im O.T.O., Korrespondenz und Finanzberichte enthalten, wurden von Jane Wolfe und anderen Logenmitgliedern aufbewahrt.
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Crowleys Testament wurde nach seinem Ableben notariell eröffnet, und die Nachlaßverwalter begannen, Crowleys Hinterlassenschaften zu Germer zu verschiffen. Germer erhielt den größten Teil der Materialien, die sich auf Crowleys Anwesen befunden hatten. Diese Materialien bewahrte er in seinem letzten Heim in Westpoint, Calaveras County, Kalifornien, auf.
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Germer war ein stiller und zurückgezogener Mann, und es ging ihm hauptsächlich darum, Crowleys Schriften zu veröffentlichen. Verschiedene Mitglieder des O.T.O. halfen ihm dabei. Die bereits Initiierten konnten zwar im Orden fortschreiten, doch neue Mitglieder wurden nicht initiiert. Germer informierte McMurtry und andere, dass der O.T.O. als Gesellschaft eingetragen und von einem aus Offizieren bestehenden Triumvirat geleitet werden sollte, doch die Eintragung wurde unter Germers Leitung des O.T.O. nie zu Ende geführt. Germer stellte dem Ordensmitglied Kenneth Grant, der den III° innehatte, eine Charter für ein Camp in England aus, doch am 20. Juli 1955 schloss er das Camp und beendete Grants Mitgliedschaft im O.T.O., als er erfuhr, dass Grant sich Grosches Fraternitas Saturni angeschlossen, ein Manifesto für eine neue Loge des O.T.O. unter der gemeinsamen Schirmherrschaft Germers und Grosches in Umlauf gebracht, sowie begonnen hatte, die Rituale des O.T.O. umzuschreiben, und zwar alles, ohne Germer davon in Kenntnis zu setzen.
Einer Quelle zufolge will Metzger eine Charter für Gabriel Montenegro als X° für die Vereinigten Staaten ausgestellt haben. Montenegro hat eine derartige Vollmacht jedoch weder zu irgendeinem Zeitpunkt beansprucht, noch jemals seinen amerikanischen O.T.O.-Kollegen gegenüber eine solche Ernennung im Rahmen des O.T.O. durch Metzger erwähnt.
Die kalifornischen Mitglieder des O.T.O. versuchten, Germer mit aller Kraft dahingehend zu beeinflussen, dass er den O.T.O. wieder allgemein zugänglich machte. In Briefen kam die Sorge zum Ausdruck, dass, wenn man es weiterhin unterließe, neue O.T.O.-Mitglieder einzuweihen, dies schließlich das Ende des O.T.O. herbeiführen würde. 1959 berief McMurtry eine Versammlung in Los Angeles ein, zu der Mitglieder der Agapé Loge und andere eingeladen worden waren und die dem Ziel dienen sollte, eine vereinte Front zu schaffen, die Karl Germer überzeugen sollte, die O.T.O.-Initiationen wieder aufzunehmen. McMurtry war bereit, seine Vollmachten von Crowley einzusetzen, um diesem Ansinnen Nachdruck zu verleihen. Dr. Montenegro widersetzte sich diesem Plan, und die Anderen unterstützten ihn nicht stark genug; die Idee wurde fallen gelassen. Montenegro schrieb am 21. Nov. 1960 einen Brief an McMurtry, um seinem Einspruch auch in schriftlicher Form Ausdruck zu verleihen.
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Germer autorisierte McMurtry, ein Zentrum für eine neue allgemeine Öffnung des O.T.O. zu schaffen, doch Germer und McMurtry gerieten über ein persönliches Darlehen und andere Dinge an einander. Welche Differenzen sie auch gehabt haben mögen, es gibt nicht den kleinsten Hinweis, dass Germer auch nur in Erwägung gezogen hätte, McMurtry die von Crowley erhaltenen Chartern zu entziehen oder zu revidieren. McMurtry verlor seine Arbeit in Kalifornien aufgrund gesundheitlicher Probleme und zog im März 1961 nach Washington, D.C. Hier lehrte er politische Wissenschaft an der George Washington University und arbeitete als Management Analytiker für die U.S. Regierung. Er stand überdies der Washington Shakespeare Society vor.