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Grady McMurtry

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Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs reisten zwei kalifornische O.T.O.-Mitglieder, Grady Louis McMurtry (18 Okt. 1918 – 12. Juli 1985) und Frederick Mellinger (Merlinus, 1890-1970) (Mellinger ist ursprünglich ein Flüchtling aus Nazi-Deutschland gewesen) im Auftrag des Militärs nach Europa. McMurtry trat seine Reise als erster an und besuchte Crowley vor seiner Rückkehr mehrere Male. Mellinger suchte Crowley auf, nachdem McMurtry in die Vereinigten Staaten zurückgerufen worden war.

Zwischen Crowley und McMurtry herrschte ein gutes Einvernehmen, und Crowley achtete McMurtrys militärische Erfahrung. 1943 verlieh Crowley McMurtry persönlich den IX° des O.T.O. und ernannte ihn zum Souveränen General-Großinspektor des Ordens; er gab ihm überdies den Magischen Namen, den er fortan verwenden sollte, Hymenaeus Alpha, 777.

1944 begann Crowley, mit McMurtry die Möglichkeit, das „Kaliphat“ zu übernehmen, zu erörtern. 

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Der Titel „Kaliph“, mag zwar beider Männer Sinn für Humor angesprochen haben, da er auch ein Wortspiel mit der Abkürzung für Kalifornien (Calif.) erlaubt (der Staat, in dem sich McMurtrys Wohnsitz und auch die Agapé Loge befand). Das eigentliche Wort Khalifa entstammt jedoch dem Arabischen und bedeutet „Nachfolger“ oder „Stellvertreter“. Dieser Titel bezeichnete im frühen Islam den Nachfolger des Propheten, das weltweite Oberhaupt der Moslimen. Crowley verwendete diesen Begriff, der im O.T.O. eben diese Bedeutung hatte, sowohl für Germer als auch McMurtry.

1946 vertraute Crowley McMurtry Dokumente für eine Notfallautorisation an, die ihn dazu bevollmächtigten, die Verantwortung für die gesamte Arbeit des Ordens in Kalifornien, worin die damals einzige aktive O.T.O.-Körperschaft eingeschlossen war, zu übernehmen. Crowley ernannte McMurtry zusätzlich zu seinem persönlichen Stellvertreter in den USA, und in dieser Funktion sollte seine Autorität der von Crowley gleichgestellt sein. Diese beiden Chartern, die auf den 22. März 1946 beziehungsweise 11. April 1946 datiert sind, waren lediglich von Karl Germers Zustimmung, Veto oder Revision abhängig. Germer wußte von Crowleys Chartern für McMurtry, denn er hatte ja an der Zusammenkunft der Agapé Loge teilgenommen, auf der sie von McMurtry präsentiert worden waren. Crowley informierte Germer überdies in einem Schreiben vom 19. Juni 1946, dass „die einzige Einschränkung seiner [McMurtrys] Vollmachten darin besteht, dass jede Entscheidung, die er trifft, von einer Revision oder einem Veto Deinerseits abhängig ist“, womit er auf die Bedingung einer vorherigen Zustimmung durch Germer verzichtete.

Sechs Monate vor seinem Tode schrieb Crowley an McMurtry und setzte ihn am 17. Juni 1947 darüber in Kenntnis, dass Germer zwar der Nachfolger Crowleys als Oberhaupt des O.T.O. werden sollte, McMurtry sich jedoch bereit halten sollte, Germers Nachfolge anzutreten.

Crowley vertraute zwar Karl Germers Fähigkeit, den Orden als sein Nachfolger zu leiten, offenkundig jedoch nicht Germers Fähigkeit, einen angemessenen Nachfolger für sich selbst zu finden und zu ernennen. Augenscheinlich als zusätzlicher Ausweichplan für den Fall gedacht, dass McMurtry selbst verstarb oder sich eine behindernde Verletzung zuzog, wies Crowley in einem Brief vom 15. Juli 1947 auch Mellinger an, sich als möglicher Nachfolger Germers bereit zu halten. Mellinger wurden jedoch keinerlei Vollmachten der Art übertragen, wie McMurtry sie empfangen hatte, und Crowley verwendete im Zusammenhang mit Mellinger auch nie den Begriff „Kaliph“.

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