Die Agapé Loge
W.T. Smith
Die Agapé Loge Nr. 1 war 1915 unter der Leitung von Jones und Crowley in Vancouver, B.C., Kanada gegründet worden. In den dreißiger Jahren verließ Wilfred Talbot Smith (1885-1957), ein Gründungsmitglied der Agapé Loge Nr. 1, auf Anweisung Crowleys Vancouver, um gemeinsam mit Jane Wolfe (1875-1958), einer Studentin Crowleys auf Cefalu, die Agapé Loge Nr. 2 im kalifornischen Los Angeles zu gründen. Smith und Wolfe sammelten in Hollywood, Kalifornien, eine Gruppe um sich und begannen am Sonntag, dem 19. März 1933, zusammen mit Regina Kahl (1891-1945) die Gnostische Messe in wöchentlichem Rhythmus zu zelebrieren. Die Agapé Loge Nr. 2 hielt 1935 ihre erste Zusammenkunft ab. Die Loge unterstützte Crowley bei seinen verlegerischen Unternehmungen, und Crowley ernannte Smith (Ramaka) zum X° für die USA. Die Agapé Loge Nr. 2 wurde später nach Pasadena, Kalifornien, verlegt; als Oberhaupt wurde John W. „Jack“ Parsons (Belarion, 1914-1952) eingesetzt, ein bekannter Ingenieur auf dem Gebiet der Chemie und Weltraumpionier. Parsons war sowohl an der Gründung des California Institute of Technology’s Jet Propulsion Laboratory als auch der Aerojet General maßgeblich beteiligt.
​
​
​
​
​
​
​
​
​
Karl Germer
Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde die internationale Kommunikation immer häufiger unterbrochen, und ziviles Reisen war nur eingeschränkt möglich. Crowley musste sich zunehmend auf seine Stellvertreter im Ausland stützen, da er selbst nicht länger auf Reisen gehen konnte. Karl Germer, Crowleys deutscher Stellvertreter, wurde unter der Anklage, „für den im Ausland lebenden Hochgradfreimaurer Aleister Crowley Anhänger zu werben“, von der Gestapo verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht. Der Krieg hatte noch nicht lange begonnen, als er dank der Bemühungen des amerikanischen Konsuls wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Germer reiste schließlich in die USA aus, wo er als General-Großschatzmeister und Crowleys amtierende rechte Hand die Geschäfte des O.T.O. größtenteils allein führte. Am 14. März 1942 schrieb Crowley an Germer: „Ich werde Dich zu meinem Nachfolger als O.H.O. ernennen … eine grundlegende Veränderung in der Struktur des Ordens und seiner Methoden ist vonnöten. Das Geheimnis bildet die Grundlage, und Du mußt Dir die richtigen Leute suchen.“ Die anderen europäischen Zweige des O.T.O. wurden im Verlauf des Krieges größtenteils zerschlagen oder in den Untergrund getrieben. Die lateinamerikanischen Zweige von Krumm-Hellers F.R.A. hielten einen losen Kontakt mit Germer bis in die frühen sechziger Jahre aufrecht.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1945 war nur noch die Agapé Loge in Pasadena, Kalifornien, aktiv. Es gab vereinzelte O.T.O.-Mitglieder in verschiedenen Teilen der Welt. Obgleich O.T.O.-Mitglieder Crowley in England besuchten, war dort seit der Polizei-Razzia im Jahr 1919 keine Logenarbeit mehr durchgeführt worden. Initiationen außerhalb Kaliforniens fanden nur sehr selten statt. Krumm-Heller führte in Mexiko zwar keine O.T.O. Initiationen durch, entsandte aber einen Kandidaten, Gabriel Montenegro (Frater Zopiron oder Theophilos), nach Kalifornien, damit dieser sich dort einweihen lassen konnte.