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Interregnum

 

Germer starb am 25. Okt. 1962, ohne einen Nachfolger benannt zu haben. In seinem Testament hatte Germer seine Frau Sascha und Frederick Mellinger als Nachlaßverwalter seines Anwesens und in Sachen des Eigentums, das er für den O.T.O. verwahrt hatte, eingesetzt. Sascha war eine ältere Dame und nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, und sie brach die Beziehungen zu den überlebenden O.T.O.-Mitgliedern in Kalifornien ab. Germers Testament wurde nie notariell eröffnet. Einige der ranghohen Offiziere einschließlich Grady McMurtry wurden mehrere Jahre lang überhaupt nicht über Germers Tod informiert, wodurch sich eine lange Verzögerung ergab, bevor die Frage der Nachfolge in Bezug auf die Leitung des O.T.O. überhaupt auf angemessene Weise zur Sprache kommen konnte.

In einer in der Schweiz erschienenen Schrift beanspruchte Metzger das Amt des Outer Head of the Order für sich selbst; er berief sich hierbei in seiner Darstellung auf eine nicht öffentliche Wahl, die am 6. Jan. 1963 in der Schweiz abgehalten worden sein soll. Die nicht in der Schweiz lebenden hochrangigen O.T.O.-Mitglieder einschließlich Frederick Mellinger, den Germer als Metzgers Mentor eingesetzt hatte, wurden bezüglich Metzgers angeblicher Wahl gewissermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne davon zuvor in irgendeiner Weise in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Eine Kopie von Metzgers Manifesto wurde an Wilfred Smith geschickt, der ja bereits seit 1957 gar nicht mehr am Leben war. Metzger blieb die allgemeine Anerkennung als Oberhaupt des Ordens über seine eigene Gruppe hinaus versagt. Sascha unternahm einen halbherzigen Versuch, die O.T.O.-Materialien aus Germers Besitz an Metzger zu versenden, doch Mellinger verhinderte dies mit einem Brief vom 25. Sept. 1963, der Metzger der Betrügerei bezichtigte. Metzger machte später sein System des O.T.O. zu einem Bestandteil einer neuen, von ihm selbst begründeten Organisation, die den Namen „Ordo Illuminatorum“ erhielt und als wiederbelebter Illuminaten-Orden dargestellt wurde. Metzger starb 1990.

Auch Kenneth Grant (geb. 1924) beanspruchte für sich selbst den Titel des Outer Head of the Order, obgleich Germer ihn bereits zu einem früheren Zeitpunkt seiner Mitgliedschaft enthoben hatte. Herr Grant bestreitet diesen Verlust seiner Mitgliedschaft, indem er behauptet, er habe Karl Germer ohnehin nie als Oberhaupt des O.T.O. anerkannt. Dennoch verweisen Grants eigene Schriften aus den Fünfzigern, insbesondere sein Manifesto der New Isis Lodge, auf Frater S (Saturnus, d.h. Karl Germer) als das Internationale Oberhaupt des O.T.O. Grants Organisation beteuert, der O.T.O. sei nicht länger eine Mitgliedsgesellschaft im traditionellen Sinne, und es gäbe keine Logen und auch keine zeremoniellen Initiationen mehr. Grants Organisation übergeht ferner auch die Gnostische Messe, die nach Crowley „die zentrale Zeremonie [des O.T.O.] zur öffentlichen wie internen feierlichen Aufführung“ darstellt.

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